Away zeigte 2016 die Kunst der vorübergehenden Verortung von 105 Künstler:innen, sowie die Impulse eines Auslandsstipendiums für ihre künstlerische Arbeit und deren Entwicklung. Das Projekt reflektierte den enormen Aufwand aller Beteiligten – der Künstler:innen, der Organisator:innen des BKA und der Partner-Institutionen vor Ort. Die temporäre Ausstellung Stories from abroad in einem 1909/10 erbauten, ehemaligen k. k. Post- und Telegrafenamt entfaltete über vier Stockwerke und 2.700 m2 ein Panorama der unterschiedlichen Auslandsateliers und mitgebrachten Geschichten.
mehr lesenDie kuratorische Vorgehensweise ist rasch skizziert. Die Komplexität der langfristigen Auswirkungen auf die Künstler:innen und ihre Arbeit sowie das Kunstsystem in Österreich ist dagegen nicht einfach zu fassen: Die rund 170 Stipendiat:innen, die sich im Zeitraum August 2013 bis zum Ende der Ausstellung im Dezember 2016 auf Residency befanden, wurden per Fragebogen aufgefordert, einen Residency-Bericht, ein Portfolio und einen Vorschlag für die Ausstellung zu schicken. Nachdem es sich bei den Ergebnissen weniger um „Produkte“ als um einen künstlerischen Prozess handelt, wurde neben konkreten Arbeiten, die während oder infolge der Auslandsaufenthalte entstanden sind, auch nach Erfahrungen, Zwischenergebnissen und „Nebenprodukten“ gefragt. Schließlich will AWAY exhibition die Reflexion, das Zurückgeworfen-Sein auf sich selbst, das Unterwegs- oder oft nur das Weg-Sein aus Alltag und Szene sichtbar machen. Aber auch die konkreten Auslandsateliers, die sich in ihrer Ausrichtung und Betreuung grundlegend unterscheiden, vermitteln: Manche Orte (Krumau, Banff) begünstigen in einer klausurähnlichen Atmosphäre das konzentrierte Arbeiten, andere (wie das ISCP in New York) sind eher strategische, karrierefördernde Programme. Es gibt eine Reihe neuer Mega-Citys (Istanbul, Shanghai, Tokio) unter den destinations, aber auch Europas klassisch ikonische Kunstzentren mit Foto-Schwerpunkt (London, Rom und Paris). Mit Yogyakarta ist eine Residency im „Globalen Süden“ verortet, die eher wie ein „Project in Residence“ ausgerichtet ist und auch Ausstellungen ermöglicht.
Der Präsentation näherten sich Alexandra Grausam und Genoveva Rückert über Fragen auf unterschiedlichen Ebenen: Wie verhält sich das Atelier im Verhältnis zum Reisen und zur temporären Verortung? Bietet das zweckungebundene Auslands-Atelier nicht auch jenen Freiraum, der provokant formuliert als „Einladung zum Nichtstun“ verstanden werden kann? Bindet die oft geforderte Ausstellungsmöglichkeit sogenannter „Projects in Residence“ nicht auch stark die Zeit für Entwicklung und Recherche für Neues? Gibt es jene, oft abschätzig titulierte „Residency-Art“? Wie stellt sich das Verhältnis zur jeweils „anderen“ Kultur dar: Wie gehen Künstler:innen mit Kulturtourismus und dem ethnografisch kolonialisierenden Blick um? Und re-etabliert sich die Atelier-Kunst gegenüber dem ortsspezifischen Arbeiten gerade?
AWAY exhibition thematisierte grundlegende Aspekte des Studios oder Ateliers: Das Studio wird als Schwester des „White Cube“, des angeblich neutralen weißen Kunstraums der Moderne, verstanden, von dem sich viele Künstler:innen seit dem Aufkommen der Land Art abgewandt haben. Während das ehemalige Schlachtfeld künstlerischer Auseinandersetzungen zur Konvention geworden ist, hat das Studio, welches mit der begrifflichen Verwendung im Medienbereich einen breiteren Kunstbegriff definiert, reichlich Potenzial: Die einst statisch verorteten Werkstätten und die in Verruf gekommene objektorientierte „Atelierkunst“ haben sich im globalen Dorf nur vermeintlich in Tausenden E-Mails und Flügen zerstreut. Gerade im aktuellen, auf rasche Hypes ausgelegten Kunstrummel erscheinen die Fokussierung der künstlerischen Arbeit und temporäre Auszeiten im „Atelier“ wichtiger denn je. Eine zentrale Rolle nehmen dabei die inzwischen weltweit etablierten Artist-in-Residence-Programme und Atelierhäuser ein. Ein Künstleratelier ist heute mehr denn je ein wichtiger Produktionsraum – es fungiert als Präsentationsraum und Ort der Auseinandersetzung.
Neben dem Aspekt der Förderung gelten die Auslandsatelier-Stipendien des BMKOES auch als Auszeichnung und sind darüber hinaus vor allem als Impuls und offene Einladung gedacht, „etwas“ aus dem Angebot zu machen. Dieses sehr individuelle und schwer zu greifende „Etwas“ formierte sich in der Ausstellung in den unterschiedlichsten „Stories from abroad“.
weniger lesenDie von Alexandra Grausam und Genoveva Rückert kuratierte Ausstellung Stories from abroad startete im 4. Obergeschoß des ehemaligen k. und k. Post- und Telegraphenamtes in Wien mit einer Vorstellung der destinations in Form einer Chronologie der 1.200 Stipendien seit 1985. Arbeiten aus Chengdu/China und dem Medienkunst-Atelier in Yogyakarta/Indonesien bildeten den atmosphärischen Einstieg. Ein Hotspot war New York mit seinen begehrten Ateliers. Über die ikonischen europäischen Städte Rom und Paris, die jeweils auch einen Foto-Schwerpunkt haben, reiste man weiter in die lichten Räumlichkeiten des 5. OG nach Shanghai und Banff. Akustische Eindrücke verschiedener Orte leiteten auf dem Weg durch das zentrale Stiegenhaus hinunter in den 2. Stock, zu Arbeiten aus Istanbul, Krumau und London und einem Film-Schwerpunkt. Im 1. OG war die theoretische Reflexion im Think Tank verortet. Hier führten Werke zu den Inspirations- und Entstehungsorten Mexiko, Peking, Tokio und Chicago. Neben den konkreten Arbeiten wurde in der Ausstellung auch der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Atelier/Studio im Gegensatz zum ortsspezifischen Arbeiten und dem „auf sich selbst zurück geworfen Sein“ in der Situation Raum gegeben.
Das ehemalige k. und k. Post- und Telegraphenamt in der Zollergasse 31 (Mondscheingasse 13-15) wurde 1909-10 als Eckhaus mit markantem, die Geschosse überragendem Eckturm nach den Plänen von Eugen Fassbender (1854 - 1923) errichtet.
Ehemaliges k. und k. Post- und Telegraphenamt
Zollergasse 31, 1070 Wien
Voraus- und Nachschauen und bis in den letzten Winkel blicken: Wandeln Sie durch die Ausstellungsansichten der Stories from abroad, begleiten Sie den Bundesminister für Kunst und Kultur, Thomas Drozda auf seinem Rundgang durch die Ausstellung und entdecken Sie mit den Fotos von eSeL, was bei der AWAY Eröffnung am 09.11.2016 im ehemaligen k. und k. Post- und Telegraphenamt so alles los war.
Für eine vergrößerte Bildgalerie bitte auf das Foto klicken.
Arbeiten von rund 100 KünstlerInnen. Eindrücke, Statements und Erfahrungen – textlich, bildlich, virtuell und in Echtzeit aus den Auslandsateliers in allen Ecken der Welt. Diskussionen mit ExpertInnen aus Kunst und Kulturpolitik. Ausstellung, Instagram-Residency und Publikation. All’ das war AWAY – a project around residencies. Eine erste Zwischenbilanz über das renommierte Auslandsatelier-Programm, mit dem das Bundeskanzleramt Österreich seit den 1970er-Jahren heimische KünstlerInnen in die Welt entsendet.
Eröffnung
09/11/2016
Performances von
kozek hörlonski
Salvatore Viviano
Kosta Tonev
Reisetagebuch-Slam in Kooperation mit Slam B
7/12/2016
KuratorInnen-Rundgänge
09/11/2016
11/11/2016
01/12/2016
02/12/2016
07/12/2016
Ehemaliges k.u.k. Post- und Telegraphenamt
Zollergasse 31, 1070 Wien
Stories from abroad eröffnete Räume und Geschichten, den künstlerischen Blick auf Orte in der Fremde und auf das Ich in dieser neuen Umgebung.
Aus 185 KünstlerInnen-Kontakten und rund 120 Einreichungen haben die Kuratorinnen 105 künstlerische Positionen ausgewählt, die direkt in der Ausstellung ihre „Stories from abroad“ erzählten. Die Liste aller, an der Ausstellung teilgenommenen KünstlerInnen finden Sie hier.
Zusätzlich sind zahlreiche Erfahrungen, Statements und Atelier-Einblicke von KünstlerInnen, die nicht in der Ausstellung vertreten waren, in der Instagram-Residency und im diary zu entdecken.
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