Während away das Verlassen eines Ortes bezeichnet und für einen Aufbruch sowie das Sammeln neuer Erfahrungen steht, beschreibt a way jenen Kurs, der in eine bestimmte Richtung führt. Künstler:innen sind Suchende, mitunter Nomad:innen und Reisende. Um ihre Werke außerhalb des heimischen Kunstsystems und unter dem Einfluss einer neuen Umgebung zu schaffen, verlegen sie ihre Ateliers oftmals in die Fremde. Auslands-Aufenthalte gelten als Belege einer erfolgreichen Karriere, scheinen als zentrale Rubrik in den Biografien auf und zählen auch zu einem wesentlichen Instrument staatlicher Kunstförderung. Das Entsenden heimischer Künstler:innen in bedeutende Kunstmetropolen und entlegene Rückzugsorte erlebt in zahlreichen westeuropäischen Ländern seit den 1990er-Jahren in Form von Artist-in-Residence-Programmen und Atelier-Stipendien einen neuen Aufschwung. Auch in der österreichischen Kunstlandschaft nimmt das geradezu als Auszeichnung gesehene Auslandsatelier eine wichtige Rolle ein.
AWAY CORONA UPDATE
Wenn Reisen unmöglich werden, steht ein Auslandsatelier-Programm vor ungeahnten Herausforderungen – es gilt, Räume, Stipendien und Zeitpläne neu zu koordinieren. Manche Destinationen wie die Ateliers in der Cité Paris konnten trotz Pandemie weiter bespielt werden. Das New Yorker ISCP verlegte sein Programm komplett in den virtuellen Raum, das Atelier in Tokio konnte von einem sich vor Ort befindenden österreichischen Künstler genutzt werden und das Atelier in der Fabrika Moskau wurde lokalen Künstler:innen für die Umsetzung von Projekten mit Bezug zu Österreich zur Zwischennutzung zur Verfügung gestellt.
Durch ein vorübergehendes Aussetzen der Ausschreibung der Auslandsateliers ermöglicht das BMKOES Künstler:innen das Nachholen versäumter Aufenthalte, bevor 2022/23 zum gewohnten Programm-Rhythmus zurückgekehrt werden soll. 2023 werden zudem die Genregrenzen für den Großteil der Destinationen aufgehoben, wodurch nahezu alle Standorte Künstler:innen der Bereiche bildende Kunst, Fotografie und Medienkunst gleichermaßen offenstehen. Lediglich das Atelier in Banff bleibt weiterhin der Medienkunst gewidmet.
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WEBSITE, NETWORK, PLATTFORM
AWAY – a project around residencies beleuchtet seit 2016 das renommierte Auslandsatelier-Programm des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Österreich (BMKOES) und hat sich damit zu einer der umfangreichsten Informations- und Austauschplattformen rund um das Thema Residencies in Österreich etabliert. Aktuelle Residencies sichtbar zu machen, organisatorische Hilfestellung zu geben und mehr als 40 Jahre Programm-Geschichte zu dokumentieren, sind die Eckpfeiler des Projekts.
artists on tour zeigt auf, wer im Auftrag des BMKOES gerade in einem der derzeit 13 Auslandsateliers in 10 destinations arbeitet, von does & dont’s an diesem Ort erzählt und mit dem diary unzensuriert persönliche Erlebnisse in Bild und Text nachzeichnet. Die instagram residency #artistsaway wird neben den Stipendiat:innen des BMKOES auch regelmäßig von jenen der teilnehmenden Bundesländer-Programme in Salzburg und der Steiermark „gekapert.“
calls & programs listet als vernetztes Service-Tool zahlreiche nationale und internationale Ausschreibungen und Programme sowie aktuelle Einreichfristen und verrät, wo man sich bis wann für welches Stipendium bewerben kann; incoming- wie outgoing-residence programme können nach Arbeitsweise und Lebenssituation gefiltert werden, damit sie zu jenen realen Umständen passen, die entscheidend für so manchen Atelieraufenthalt sind.
Die Struktur und Aufgabenstellung von AWAY als Plattform wurde im laboratory aus den Ergebnissen des diskursiven Programms mit Expert:innen entwickelt sowie aus dem kontinuierlichen Feedback teilnehmender Künstler:innen. Vor allem die Frage, durch welche Inhalte und Rahmenbedingungen sich ein Förderprogramm kontinuierlich erneuern kann, um interessant, bedeutend und wirksam zu bleiben, manifestiert sich als oberste Prämisse.
IDENTITIES, PORTRAITS, CONCEPTS
Durch die Partizipation und das Teilen ihrer Erlebnisse und Werkprozesse sind es die Künstler:innen selbst, die das abstrakte Informationskompendium von AWAY illustrieren und ihr Tun für potenzielle Stipendiat:innen, die interessierte Öffentlichkeit und die Programmbetreiber:innen sichtbar machen. So kommt den Stipendiat:innen die aktive Rolle zu, die Relevanz des Programms zu unterstreichen, den Fortbestand der Förderaktivitäten zu unterstützen und uns Einblick zu geben in ihre Studios auf Zeit.
AWAY wurde vom BMKOES initiiert, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, die mit dem Angebot der Auslandsateliers einhergehen; von Alexandra Grausam konzipiert und mit ihrem team und vielen Künstler:innen umgesetzt.
AWAY HISTORY
Seit 2016 arbeitet AWAY in unterschiedlichen Formaten das renommierte Auslandsatelier-Programm auf, mit dem das österreichische Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKOES) seit den 1970er-Jahren heimische Künstler:innen in die Welt entsendet, um ihnen Arbeitsmöglichkeiten in anderen Kulturräumen zu ermöglichen und um die vom Kunstsystem geforderte Vernetzung und internationale Präsenz einzulösen. Das Angebot hat sich über die Jahre laufend verändert und umfasst derzeit 13 Atelierplätze in 10 destinations, mit denen jährlich rund 50 Künstler:innen aus den Bereichen bildende Kunst, Fotografie und Medienkunst unterstützt werden.
Eine beachtliche Zwischenbilanz dieser breit gefächerten Inhalte eröffnete AWAY 2018 mit der publication. Als Dokumentation der exhibition von 2016 mit 170 Positionen sowie des laboratory und seinen Diskussionsbeiträgen aus think tanks und symposium stellt sie künstlerische Ergebnisse, strukturelle Komponenten und theoretische Ansätze gegenüber, um über den rein dokumentarischen Charakter hinaus als evaluierender Ausblick zukunftsweisende Impulse für Auslandsatelier- und Residence-Programme aufzuzeigen.
Erstmalig der breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde dieser wichtige Bereich der österreichischen Kunstförderung 2016 durch die exhibition und das laboratory, das diskursive Programm mit Expert:innen und Künstler:innen, bei dem das Thema Artists Residency auf unterschiedlichen Ebenen in die Zukunft gedacht wurde.
weniger lesenJedes Jahr entsendet das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport rund 50 KünstlerInnen für drei bis sechs Monate in die derzeit dreizehn Auslandsateliers der Republik. Gesamt haben seit den 70er Jahren etwa 950 KünstlerInnen diese Werkräume auf Zeit bespielt, um die künstlerische Lage vor Ort und ihr eigenes Werk im fremden Umfeld zu entdecken und zu erweitern.
Neben den StipendiatInnen des Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport sind im Folgenden auch die aktuellen Artists in Residence des Landes Salzburg und des Landes Steiermark gelistet.
Aus den Nominierungen durch eine ExpertInnenjury für das Jahr 2021 sind aktuell folgende StipendiatInnen unterwegs:
Zur Förderung internationaler Kontakte und Erfahrungen vergibt das Land Steiermark jährlich vier bis sechs Atelier-Auslandsstipendien an junge Kunstschaffende und TheoretikerInnen aus der Steiermark. Gleichzeitig werden für internationale BewerberInnen bis zu 20 Stipendienplätze mit Wohn- und Arbeitsräumen in Graz angeboten.
Für das Jahr 2021 stellt das Land Steiermark in diesen Orten Atelierplätze zur Verfügung: Athen/Griechenland, Belgrad/Serbien, Brüssel/Belgien, Graz/Steiermark, Jerusalem/Israel, Rijeka/Kroatien, Sarajevo/Bosien und Herzegowina, Triest/Italien
Folgende KünstlerInnen wurden von der ExpertInnenjury des Landes Steiermark für die aktuellen Auslandsstipendien ausgewählt.
Zur Unterscheidung sind die Namen der StipendiatInnen, die ins Ausland oder in andere Bundesländer entsendet wurden (Outgoing-Programm) in schwarzer Schrift und jene StipendiatInnen, die ins eigene Bundesland eingeladen wurden (Incoming-Programm) in weißer Schrift gesetzt.
Das Land Salzburg vergibt jährlich 15 Auslands-Atelierplätze für ein bis vier Monate an bildende KünstlerInnen und KuratorInnen, die in Salzburg geboren wurden oder seit fünf Jahren in Salzburg leben und arbeiten. Dazu wird einer/m Salzburger Kunstschaffenden über die Sommermonate ein Wohnatelier in Wien angeboten.
Sobald die Nominierungen für 2021 feststehen, werden Sie hier informiert welchen KünstlerInnen in diesem Jahr folgende Auslandsateliers zur Verfügung gestellt werden:
Ahtopol/Bulgarien, Berlin/Deutschland, Budapest/Ungarn, Cali/Kolumbien, Chicago/USA, Daugavpils, Mark Rothko-Zentrum/Lettland, Paris/Frankreich, Liviv (Lemberg)/Ukraine, Mérida/Mexiko, Mérida, Fundación Gerda Gruber, Paliano (bei Rom)/Italien, Tainan/Taiwan, Teheran/Iran, Tirana/Albanien, Tiflis/Georgien, Bosa (Sardinien)/Italien, Warschau/Polen, Varanasi/Indien
Rund 950 heimische KünstlerInnen haben seit den 1970-er Jahren ein Auslandsatelier des BMKOES bespielt. Viele klingende Namen sind darunter – KünstlerInnen, die Österreich auf der Biennale von Venedig, der documenta oder anderen wichtigen Schauen zeitgenössischer Kunst vertreten haben; die ihre Erfahrungen und ihr Können als Lehrende an nationalen und internationalen Kunst-Universitäten an die nächste Generation weitergeben und am globalen Kunstmarkt reüssiert haben.
geboren in Wien, studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien sowie Konservierung - Restaurierung an der Technischen Universität München und der Akademie der Bildenden Künste Wien.
mehr lesen2006 gründete sie das Atelier Siebenstern, dessen Schwerpunkt auf der Restaurierung von zeitgenössischer Kunst und Gemälden liegt. 2007 war sie Mitbegründerin des Kunstvereins das weisse haus, den sie bis heute leitet und der 2013 um ein Atelier- und Residence-Programm (studio das weisse haus) erweitert wurde. 2010 war Alexandra Grausam Co-Kuratorin und Co-Organisatorin des Projektes »Hard to Sell, Good to Have«. 2016 Jury-Mitglied bei »BESTOFF« (Jahresausstellung der Kunstuniversität Linz) sowie der »Diagonale für Innovatives Kino«, seit 2017 Mitglied im Aufsichtsrat der Kunsthalle Wien und im Beirat für »Neue Medien« der Stadt Wien. AWAY wurde von Alexandra Grausam konzipiert und gemeinsam mit Genoveva Rückert und Katja Stecher für das Bundeskanzleramt kuratiert.
weniger lesenstudierte Lehramt für die Primarstufe mit Schwerpunkt bildnerische Erziehung an der Pädagogischen Hochschule Salzburg und Kunstgeschichte an der Universität Wien.
mehr lesenIm aktuellen Masterstudium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften/Universität Wien liegt ihr Hauptinteresse auf zeitgenössischer Performance und dem Erproben von theoretischen Begriffen und Thesen an neuen, künstlerischen, popkulturellen und alltäglichen Zusammenhängen.
Juliana Furthner arbeitete im Residence Programm studio das weisse haus, für Christo und Jeanne-Claude sowie für das Impulstanz Festival; war an nationalen und internationalen Ausstellungsprojekten beteiligt und ist derzeit im Projektmanagement der Vienna Art Week tätig. Seit Ende 2021 ist sie Teil des AWAY-Teams – mit Fokus auf die Erweiterung des Social Media Contents und der Intensivierung neuer Programmstränge für die Plattform.
studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften sowie Kunstgeschichte in Wien und Utrecht, Niederlande.
mehr lesenDen Weg zum Text fand sie über viele Jahre in der PR und für einen bunten Haufen an Etats. Seit 2001 arbeitet sie bei Blumenkraft in Wien, nach dem Lehrabschluß 2005 als echte Floristin. Zusammenarbeit mit Leonard Koren für das Buchprojekt The Flower Shop. Seit 2011 ist Alexandra Uedl freiberufliche Texterin für Online- und Print-Geschichten und spezialisiert auf Storytelling und Corporate Publishing. Sie konzipiert Wordings, entwickelt Produktnamen, führt und schreibt Interviews, Reden, Rezepte und Kindergeschichten und ist für den sprachlichen Auftritt von einer Reihe heimischer Unternehmen verantwortlich. Head of Text heißt ihre Position bei AWAY.
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