Mexiko-Stadt, Mexiko03/18–06/19

Stefania Strouza

„Deep Time“ in Mexico City

Mexiko-Stadt war eine Offenbarung in Bezug auf seine kulturelle Komplexität und die Traditionsschichten, die die Stadt verkörpert. Vor meiner Ankunft hatte ich widersprüchliche Meinungen darüber gehört, was es bedeutet, dort zu leben, und ich muss sagen, dass beide Seiten wahr sind. Diese riesige Stadt mit 22 Millionen Einwohnern ist eine Ansammlung von wunderschönen, gepflegten Stadtvierteln, zahlreichen Museen und Parks sowie extrem verarmten Gebieten, in denen die Unterschichten leben. Man hat diese beiden Realitäten der Stadt im Hinterkopf, um die Einstellungen ihrer Bewohner besser zu verstehen. Ich persönlich habe die improvisierte Natur der Dinge dort genossen. Und ich habe eine Zivilisation, die so unterschiedliche Bezüge zur präkolumbianischen, hispanischen und modernistischen Tradition aufweist, sehr geschätzt. Reisen auch außerhalb der Stadt haben diese Idee der kulturellen Vielfalt verstärkt, da es so viele verschiedene, tief in der Zeit verwurzelte Traditionen gibt, denen der Reisende begegnet.

Diese Verbindungen haben meine persönliche künstlerische Praxis stark beeinflusst, als ich eine Recherche zur Geschichte des Wassers in Mexiko-Stadt begann. Während meines viermonatigen Aufenthaltes sammelte ich historisches Material über das Austrocknen der Seen, auf denen sich die Stadt entwickelte. Ich hatte die Möglichkeit, verschiedene Produktionstechniken und Materialien wie Obsidian, Leder und Textilien zu studieren und lokale Werkstätten in der Stadt zu besuchen. Diese Forschung hat die Form einer Reihe von skulpturalen Arbeiten angenommen, welche die sich ändernden Wahrnehmungen über das Seesystem von Mexiko-Stadt erzählen und historische Fakten mit aktuellen Fragen zu Ökokritik und Urbanisierung verbinden.

 

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Fundamentos Líquidos (Liquid Foundations), 2018, Backsteine, Holz, Muschelhorn, 120 x 200 x 100 cm

“The work is the outcome of my recent studio residency in Mexico City with the support of the Austrian Cultural Chancellery. Examining the evolution of the city in relation to water, I develop a narrative beginning with the Aztec city of Tenochtitlan, a place founded upon an expansive lake system, until the contemporary megalopolis of Mexico City. There, the processes of desiccation along with the continuous drilling to access underground water sources, have led to the city’s gradual sinking, along with its elaborate infrastructure and buildings.

The sculpture examines the ‘acts of retribution’ of water itself, as these come from the underground and the foundations of the city. A brick structure that resembles an Aztec temple or altar—but also modernist architecture—finds itself tilting over, under some invisible power. The only clue found for the deformation, is a single queen conch shell pushing from underneath. Seashells are recurrent elements in pre-Columbian cosmology, symbolizing humidity, fertility and life itself and were brought to the capital from distant waters. Copies of shells were also embedded into the walls of temples, implying the ever-present importance of water for the constitution of the city. In the sculpture, the seashell serves as disruptive element, acting against the architecture rather than supporting it. At the same time, it points to the idea of an animate, subversive femininity that still flows and disturbs even the most well founded and ambitious gestures of human civilization.”

Präsentiert in der Ausstellung Ad Astra, kuratiert von Ysabel Pinyol, 5.–9. Dezember 2018, Pinta Miami, MANA Wynwood
mit der großzügigen Unterstützung von CRAFT Engineering Studio

www.stefaniastrouza.com

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  Fantastisch
2. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Ich vermisse definitiv die Vielfalt der Orte, an denen ich mich in der Stadt wiederfinden konnte: von den kosmopolitischsten, architektonisch brillantesten und kulturell belasteten Gebieten bis hin zur extremen Urbanität, Improvisation und dem Alltag des Zentrums und der populären Viertel.
3. Do's & Don’ts an diesem Ort:
  Dos: Tagsüber viele Spaziergänge in der Stadt machen, es gibt immer etwas Interessantes zu sehen, in jeder Ecke, von der do-it-yourself-Taktik der Ortsansässigen bis hin zu den städtischen Strukturen, die die Stadt bevölkern.
Don’ts: Nachts allein gehen, Taxis von der Straße nehmen, lieber nur von offiziellen Taxipunkten ausgehend oder über Uber.
4. Wo man super Arbeitsmaterial kaufen kann:
  Das Stadtzentrum ist gefüllt mit wunderbaren Geschäften und Märkten mit Materialien aller Art, die man sich vorstellen kann. Es ist eine Frage der Forschung, um herauszufinden, was für ein Projekt am besten funktioniert.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
  Medikamente, da einige Dinge in Mexico City schwieriger zu finden sind.
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort:
  Ich fand die Kunstszene von Mexiko-Stadt einzigartig in ihrer Mischung aus lokalen Techniken und unterschiedlichen Ansätzen für zeitgenössische Kunst.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz:
  Es gibt sehr schöne Orte für Mittagessen und Frühstück in der Monte Everest Straße, nur 15 Gehminuten vom Studio entfernt.
8. Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound):
  Meine Lieblingsbar vor Ort war definitiv „La Chicha“ und der beste Ort für Essen „La Riviera del Sur“, beide in Roma.
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Ich hätte mir vorab mehr Verbindungen zu lokalen Kunstinstitutionen gewünscht.


Website Künstler:in:              stefaniastrouza.com