Yogyakarta, Indonesien05/18–07/18

Katharina Swoboda

Der Flug von Wien über Dubai nach Jakarta verlief problemlos. Die Weiterreise nach Yogyakarta mit der Billigfluglinie „LionAir“ war problematischer: Nach einigen Stunden Verspätung wurde der Flug nicht mehr auf der Infotafel angezeigt. Die Wartestunden im spärlich ausgestatteten Nebenterminal des Inlandflughafens verbrachte ich damit, jenen Menschengruppen nachzulaufen, die sich als Reaktion auf die Lautsprecheransagen vor immer wechselnden Gates sammelten. Leider gab es keine englischen Übersetzungen der indonesischen Satzfetzen, die wohl Flugnummern, Ziele und vielleicht auch Sicherheitsvorschriften zitierten.

Irgendwann saß ich im Flugzeug, erschöpft, aber auch seltsam stolz, nach bereits zwanzigstündiger Reise das richtige Gate gefunden zu haben.

Nachdem die Flugzeugtüren geschlossen waren („Boarding Completed“), kam die nächste indonesische Durchsage. Meine freundliche Sitznachbarin übersetzte mir, dass wir nun noch eine weitere Stunde im Flugzeug warten müssten. Es ging ein kurzes Stöhnen durch das Flugzeug, aber dann waren alle wieder entspannt und aßen die trockenen Kekse, die von der Fluggesellschaft ausgehändigt wurden. Von diesen Keksen aß ich im Laufe meines Aufenthalts noch öfters. Denn trotz dieser negativen Erfahrung flog ich weiter mit LionAir – schließlich gab es so viel auf der Insel zu entdecken: Die Metropole Jakarta, in der Barack Obama seine Kindheit verbrachte. Hier traf ich die interessantesten Künstler;innen und Aktivist:innen und erforschte für meine künstlerische Arbeit das „Chinatown“ Jakartas. Ich besuchte Bandung, wo 1955 die Asien-Afrika-Konferenz stattfand. Ein Museum informiert über die Konferenz und den Versuch des globalen Südens, eine Gegenstimme gegen die westlichen Mächte zu formulieren. Einige historische österreichische Zeitschriften waren ausgestellt, die über das Ereignis berichteten.

In Yogyakarta faszinierte mich das „Monumen Yogya Kembali“, Monument und Museum zugleich, das dem Widerstand der Indonesier gegen die niederländische Kolonialmacht und dem Indonesischen Unabhängigkeitskrieg (1945 bis 1949) gewidmet ist.

Der Residenzort Yogyakarta liegt zentral auf Java, einer der Hauptinseln von Indonesien. Die Stadt wurde mir vertraut, und bis zum Ende blieb mir doch auch vieles fremd, vor allem die Menschen: Wann bedeutete „ja“ tatsächlich „ja“? Viele meiner Bitten wurden bejaht, Versprechungen wurden gemacht, Orte und Termine fixiert, und dann verschwanden die Personen und somit ganze Teile meines Projekts. Wenn auch nicht unbedingt verbindlich, so sind die Bewohner auf Java unglaublich freundlich. Die Javaner sind stolz auf ihre Kultur und ihre Gebräuche mit animistischen Elementen, die das ganze Leben etwas magischer machen. Regelmäßig schaukelten unsere Konversationen von einem sozial-wissenschaftlichen Diskurs zu einer fast schon mythischen Interpretation der Welt. In dieser reichhaltigen Sicht auf die Welt hat alles Bedeutung. Viele Gespräche fanden am Esstisch statt, gedeckt mit den Köstlichkeiten der Insel, und ich verliebte mich in die vielfältigen Geschmäcker. Vielleicht gehe ich bald zurück und setze mich wieder an einen indonesischen Tisch … Hierzu fällt mir ein Gedicht von Novalis ein:

 

Hätten die Nüchternen
Einmal gekostet,
Alles verließen sie,
Und setzten sich zu uns
An den Tisch der Sehnsucht,
Der nie leer wird.

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  berührend
2. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  das javanische Essen
3. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Immer freundlich sein, Ärger und Ungeduld nicht zeigen.
4. Wo man super Arbeitsmaterial kaufen kann:
  Am besten in kleinen, zunächst unscheinbaren Shops, in denen sich allerlei verbirgt.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitnehmen:
  Zeit und Geduld, denn auf Java dauert alles etwas länger.
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort:
  Die Kunst, die in den Galerien zu sehen ist, ist oftmals mit Handwerk verknüpft. Zudem sind viele partizipative Kunstprojekte mit der lokalen Community in den lokalen Ausstellungsräumen präsent.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz:
  Einkaufen geht gut im „Superindo“, einem großen Supermarkt in der Nähe.
Und guten Kaffee gibt es in Indonesien überall! Meist wird dieser traditionell zubereitet. Für Espresso gibt es in der Nähe der Kunstuniversität eine kleine Kaffeebar; bei Bestellung eines Espressos bekommt man eine ganze Mokkakanne mit mehreren Tassen Inhalt serviert.
8. Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound):
  Am liebsten bei wechselnden Vernissagen und Veranstaltungen, bei denen fast immer auch kleine Speisen und Getränke gereicht werden.
9. Was ich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Wurde gut durch andere Stipendiaten informiert, ein persönliches Gespräch vor Antritt der Residenz würde ich jeder und jedem empfehlen.


Website Künstler:in:              katharinaswoboda.net