Hongkong, China02/25–04/25

Hui Ye

Die Residency in Hongkong ist eine selbstorganisierte Alternative zu ihrer abgesagten Residency 2024 in Tel Aviv.

 

Mein Aufenthalt in Hongkong war großartig und intensiv zugleich.

Da ich aus Guangzhou komme – einer der größten Städte Südchinas in unmittelbarer Nähe zu Hongkong – war mir die Stadt keineswegs fremd. Tatsächlich war sie ein wesentlicher Bestandteil der Kultur, in der ich aufgewachsen bin, insbesondere während der Phase von Chinas wirtschaftlicher Öffnung. Aufgrund meiner persönlichen Verbindung zu Hongkong und angesichts der komplexen politischen Lage der letzten Jahre habe ich die Stadt auf eine Weise erlebt, die immer wieder tiefgehende Erinnerungen und starke Emotionen in mir auslöste.

Während meiner Streifzüge begegnete ich häufig Speisen oder Läden, die mich unmittelbar an meine Kindheit erinnerten – Dinge, die auf dem Festland längst verschwunden sind. Gleichzeitig wachsen die Hochhäuser weiter in den Himmel, die Menschenmengen auf den Straßen nehmen zu, und die Zahl der Einkaufszentren scheint kein Ende zu nehmen. Noch immer beeindruckt mich das atemberaubende Tempo in der U-Bahn – genau wie bei meinem ersten Besuch im Jahr 1996. In Hongkong scheint alles in einem eigenen Zustand zu existieren, entwickelt sich jedoch in einem ganz eigenen Rhythmus. Es fühlte sich an, als würde ich nicht nur durch unterschiedliche Orte, sondern zugleich durch verschiedene Zeiten reisen.

Dank der Gastgeberorganisation Current Plans – einem alternativen Kunstraum, der 2020 von der Kuratorin Eunice Tsang gegründet wurde, die auch am M+ Museum tätig ist – erhielt ich die Möglichkeit, die lokale Kunstszene zu erkunden und mich mit ihr zu vernetzen. Während der Art Basel Hong Kong, einem jährlich stattfindenden Großereignis, das sowohl für den internationalen Kunstmarkt als auch für bedeutende lokale Institutionen von zentraler Bedeutung ist, wurde ein vielgestaltiges Programm geboten: Eröffnungsgespräche, Filmvorführungen, Performances und Diskussionen. Die Fülle an Veranstaltungen kann einen leicht überfordern, und auch das Pendeln zwischen den Museen und Galerien ist nicht ohne – doch es lohnt sich, die beeindruckenden Werke live zu erleben und den klugen, kreativen Köpfen dahinter zuzuhören.

Rückblickend war diese Residency für mich eine durch und durch wertvolle Erfahrung – sowohl auf künstlerischer als auch auf persönlicher Ebene. Die besondere Energie und Kraft der Stadt sowie die vielen inspirierenden Menschen, denen ich begegnen durfte, werden mir in lebendiger Erinnerung bleiben. Sie werden mich weiterhin nähren und auf meinem Weg begleiten.

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  Fantastisch
2. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Dos: alles. Don’ts: nichts.
3. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  All die interessanten Persönlichkeiten, die ich dort kennengelernt habe.
4. Super Arbeitsmaterial gibt’s hier zu kaufen:
  Um Elektronikbauteile, gebrauchte Kamera- und Tontechnikausrüstung zu kaufen, bin ich am liebsten in die Apliu Street in Kowloon gefahren.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
  Nichts.
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort und wo ich die besten Ausstellungen besucht habe:
  Die Zeit der Art Basel Hong Kong war in der Stadt ziemlich überwältigend. Auf jeden Fall empfehle ich aber Parasite, Blindspot Gallery, Empty Gallery, Asian Art Archive, Taikwun und M+.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s das beste Mittagsmenü um die Ecke:
  Ich war oft im Viertel Aberdeen im Südwesten von Hong Kong Island. Dort bekommt man buchstäblich alles, was man im Alltag braucht.
8. Den Tag lasse ich bei einem Dinner, Drinks, gutem Sound oder zum Networken häufig hier ausklingen:
  Twenty Alpha ist mein absoluter Favorit für experimentelle Musik. Ein weiterer wäre Thy Lab – ein alternativer Kunstraum für Film und Kunstprojekte mit Community-Beteiligung.
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Während der Art Basel Hong Kong in der letzten Märzwoche war in der Stadt viel los. Es ist ratsam, sich das Programm im Voraus anzusehen, um planen zu können. Bei einigen Veranstaltungen muss man online Plätze vorreservieren, weil ihre Anzahl beschränkt ist, so dass es sich lohnt, früh zu buchen, damit man sicher in die Veranstaltungen reinkommt, für die man sich interessiert.


Website Resident:              yehui.org